nr 50 Im Wesentlichen ist niemand tolerant.
nr 55. Das Christentum ist die einzige Religion in der Weltgeschichte,
in welcher ein Menschenschicksal der unmittelbaren Gegenwart zum Sinnbild und
Mittelpunt der gesamten Schöpfung geworden ist.
nr 62 Im religiösen Mitleid bringt der immerlich Mächtige dem
machtlosen seine Überlegenheit dar. Der Mit-Leidende tötet etwas in sich.
nr 68 Es gibt keinen ‘Menschen an sich’, wie die Philosophen schwatzen,
sondern nur Menschen zu einer Zeit, an einen Ort, von einer Rasse, einer
persönlichen Art, die sich im Kampfe mit einer gegebenen Welt durchsetzt oder
unterliegt, während dat Weltall göttlich unbekümmert ringsum verweilt. Dieser
Kampf ist das Leben.
nr 88 Wer Leib und Seele trennt, hat keins von beiden.
Nr 97. Leben ist Tun und Leiden. Je wissender ein Mensch, desto tiefer
sein seelisches Leid.
nr 111 Gemeinschaftsgefühl und Herdengefühl sind ganz verschiedene
Dinge – das eine opfert das Ich, das andere kriecht aus Mangel an einen Ich
zusammen.
nr 112 Nähe ohne Notwendigkeit erzeugt Hass.
nr 114 Leidenschaften machen abhängig.
nr 119 Jede Tat verändert die Seele des Handelnden.
nr 143 In der geschichtlichen Wirklichkeit regiert nicht das Ideal, die
Güte und die Moral – ihr Reich ist nicht von dieser Welt! – sonder der
Entschluss, die Energie, die Geistesgegenwart, die praktische Begabung. Mit
Klagen und sittlichen Gerichten schafft man die Tatsache nicht ab. So ist der
Mensch, so ist das Leben, so ist die Geschichte.
nr 156. Der Irtum eines grossen Denker ist wertvoller als die Wahrheit
eines Mittelmässigen.
nr 161 Höheres Denken ist zweckfrei wie die Kunst, ein Drang dem mann folgen
muss.
nr 183 Für mich ist ‘Volk’ eine Freiheit der Seele. Alle grosse
Ereignissen der Geschichte sind nicht eigentlich von Völkern ausgeführt worden,
sondern haben Völker erst hervorgerufen… Was ein Volk von einer Bevölkerung
unterscheidet, es aus dieser aushebt und wieder in ihr aufgehen lässt, ist
stets das innere Erlebnis des ‘Wir’. Je tiefer dieses Gefühl, desto stärker ist
die Lebenskraft des Verbandes…. Diese Verbände können Sprache, Rasse, Namen und
Land sein; solange ihre Seele dauert, eignen sie sich Menschen jeder denkbaren
Herkunft innerlich an und formen sich um.
nr 193 Recht haben ist ein Ausdruck von Macht.
nr 199. Was mann in eine Verfassung hineinschreibt, ist immer
unwesentlich. Was der Gesamtinstinkt allmählich daraus macht, darauf komt es
an.
nr 213. Jedes gewachsenes Recht ist das Ergebnis von Pflichten.
nr 246. Begeisterung ist eine Tugend für Geführte, ein Laster bei
Führern. Geist ist wichtiger als Begeisterung.
nr 356. Alles was gross geraten ist, geht an der Kleinheit der Erben
zugrunde.
nr 237 Von zehn Menschen die sich mit Politik beschäftigen, wollen neun
ihre Grundsätze ‘verwirklichen’ und nicht das politische Leben, wie es wirklich
ist, vorwärts bringen.
nr 350 Was die römische Weltherrschaft betrifft, so ist sie ein
negatives Phänomen, nicht das Ergebnis eines Überschusses von Kraft auf der
einen - den hatten die Römer nach Zama 1 nicht mehr - , sondern das
eines Mangels an Widerstand auf der anderen Seite. Die Römer haben die Welt gar
nicht erobert. Sie haben nur in Besitz genommen, was als Beute für jedermann
dalag. Das Imperium Romanum ist nicht durch die äusserste Anspannung aller militärischen und finanziellen
Hilfsmittel, wie es einst Karthago gegenüber der Fall gewesen war, sondern durch
den Verzicht des alten Ostens auf äussere Selbstbestimmung entstanden.
1. Slag bij Zama 202 v Chr: Republiek Rome tegen het Carthaagse Rijk.
nr 367 Pazifismus heisst den geboren Nichtpazifist die Herrschaft überlassen. nr 50 Im Wesentlichen ist niemand tolerant.